Ein Vergleich der Beschäftigungsarten zwischen Gastgewerbe (2,374 Mio.
Arbeitnehmer) und Handel (6,416 Mio. Arbeitnehmer) zeigt einerseits den hohen Stellenwert der Gastronomie in der deutschen Wirtschaft, als auch die Veränderungen der Beschäftigungsverhältnisse in der Gastronomie auf.
Das Statistische Jahrbuch von Destatis (Ausgabe 30. Oktober 2019, basierend auf die Daten von 2017) Part 26 Gastgewerbe und Tourismus (Seite 628) schlüsselt das Verhältnis Vollzeit- zu Teilzeitstellen beider Branchen auf: Gastgewerbe 42 Prozent (vs. 60 Prozent Handel), bzw. 58 Prozent (vs. 40 Prozent).
Gastgewerbe mit enttäuschendem Umsatzwachstum im August 2019
Der Umsatz im August 2019 stieg im Vergleich zum Vorjahr real (gemäss Destatis) nur um +0,5 Prozent (nicht preisbereinigt +3,1 Prozent). Das schwache Wachstum trotz optimalen Rahmenbedingungen (warmes Wetter, wenige Regentage, milder Winter der vergangenen 12 Monate) deutet auf einen zu erwartenden Umsatzrückgang in der Gastronomie hin.
Obwohl Guido Zöllick, Präsident des Deutsche Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA Bundesverband), Deutschland als Gastgeberland „so beliebt wie nie“ beschreibt. Dabei betont er die immer noch ungebrochene Reise- und Ausgehfreudigkeit der Menschen.
Gastgewerbe leidet unter steigendem Kostendruck und die Arbeitnehmer unter Lohndruck
Der Branche machen gleich mehrere Faktoren das Leben schwer, welche per Saldo den Kostenblock vergrössern:
- Direkte Kostenfaktoren: Personalmangel, Aufwand der Rekrutierung von Mitarbeitern, steigende Betriebskosten, schwierige Wettbewerbsbedingungen, starre Arbeitszeitgesetze, Flut neuer Vorschriften
- Schwierige Rahmenbedingungen: Ändernde Essgewohnheiten der Konsumenten, wachsende Konkurrenz durch global tätige und kapitalkräftige Fast-Food Ketten
Steigende Kosten, die wachsende Sparneigung der Konsumenten und die ausbreitende Konkurrenz durch Fast Food Anbieter setzen dem Gastgewerbe zu. Die Branche reagiert mit dem Umbau von Vollzeit- zu Teilstellen und durch Lohndruck und Lohnstillstand im Vergleich zu anderen Branchen. Die Folge: Arbeitskräftemangel durch Abwanderung von Arbeitnehmern in andere Branchen.
Gastronomie: Tiefe Löhne trotz Arbeitskräftemangel
Im Lohnvergleich des Portals „Gehalt.de“ zählt der Beruf des Kochs/Köchin mit einem Median-Lohn von EUR 22,339 (Restaurantfachmann/-Frau EUR 21,994). Der Lohn-Mittelwert beträgt EUR 21,994, bzw. EUR 22,291. Die beiden Berufe notieren in der Lohnstatistik des Portals unter den zehn schlechtbezahltesten Berufen „nach der Ausbildung“ an fünft-, bzw. drittletzter Stelle.
Gedämpfte Konjunkturaussichten werden zusätzlichen Druck auf die konventionelle Gastronomie ausüben und für weiteren Abbau von Festzeitstellen und Lohndruck führen.
Radovan Milanovic